INTERVIEW
von Alexandra Liss (Shia e.V.) mit der Gründerin Sternenkinder Dessau Tina Henze
Sternenkinder – Mich verbindet dieses Wort mit dem kleinen Prinzen. Ich sehe ihn, wie er da so auf seinem kleinen Planeten steht und in die Weite schaut und höre ich die vermeintliche Stimme seines Erfinders Antoine de Saint-Exupéry. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Tina Henze gründet eine Selbsthilfegruppe “Sternenkinder”.
Sternenkinder sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben.
Während Tina in einem ersten Treffen mit mir ihr Wissen und ihre persönlichen Erfahrungen mit mir teilt, verblasst meine romantische Vorstellung.
Ihre ruhigen und zugewandten Worte beeindrucken mich. Ihre Stimme ergreift mich, als ich Trauer und Wut heraushören darf. Die Situation berührt mich, ich schlucke oft.
Tina gibt mir einen kleinen Einblick in rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Eltern von Sternenkindern bis vor wenigen Jahren für die Bewältigung von Verlust eines geliebten Lebens wenig Raum bis keinen Platz ließ.
Nach diesem Gespräch beschäftige ich mich intensiver mit diesem Thema. Mir wird klar – Sternenkinder in einer Familie bedeuten immer einen tragischen Verlust und eine große emotionale Belastung.
Sternenkinder mit einem Körpergewicht unter 500g wurden bis Mai 2013 nicht als Personen registriert – gesellschaftlich gesehen gibt es diese Kinder nicht!
Schock wechselt sich in mir ab mit Empörung. Nach einer Gesetzesänderung vor sieben Jahren ist es den Eltern gestattet, ihre stillgeborenen Kinder, unabhängig vom Körpergewicht, beurkunden und bestatten lassen.